Faszination Tröpfchenfotografie

Mein Interesse an der Fotografie mit Flüssigkeiten entflammte, als ich Bilder sah, wie eine Erdbeere in eine Milchschale fiel. Das musste ich auch ausprobieren. Der Erfolg hielt sich in Grenzen, aber die „Sauerei“ mit den Milchtropfen, die ich noch Monate später entdeckte, war riesig.
In diesem Zusammenhang versuchte ich auch Wassertropfen zu fotografieren, die ins Wasser fielen. Die Säule des ersten Tropfens war gut, aber den Zeitpunkt für den zweiten Tropfen traf ich mit manuellen Mitteln nicht. Also befragte ich Mr. Google, welche technischen Hilfsmittel es gibt, die mir weiterhelfen könnten. Letztlich entschied ich mich für den Pluto Trigger, der neben der Tropfenfotografie noch Aufnahmen mit Timer machen kann oder über eine Lichtschranke die Kamera auslöst. Alle Funktionen hier aufzuführen würde den Rahmen sprengen. Dazu besorgte ich mir auch das Pluto-Ventil, denn alles von einem Hersteller ist immer besser. Kleiner Tip: Ein Kauf in China spart gut Geld.
Andere Verpflichtungen verzögerten den Start des Tröpfchen-Projekts. Doch dann mir die Corona-Pandemie zustatten, denn jetzt hatte ich die Zeit, mich intensiv mit den TaT’s (Tropfen auf Tropfen) zu beschäftigen.



Welches Equipment hatte ich und wie sah der Aufbau aus?

Als Equipment stand zur Verfügung: Kamera, Makroobjektiv, Stativ(e), Schale (am besten über 50 cm lang, geht aber auch kürzer), farbige Hintergründe - auch in Schale, Kabel zur Verbindung Kamera an Pluto Trigger, Kabel zur Verbindung Pluto Ventil an Pluto Trigger, Blitz(e), Farbfolien für Blitze und einige Batterien für Blitze und Ventil und natürlich auch die Pluto App (Download der Pluto App für Android im Playstore). Bei Youtube gibt es mehrere Clips, in denen die Einstellungen der App genau erklärt wird.
Zum Aufbau:
Auf dem Tisch stand die Schale, die mit Wasser gefüllt war (ca. 3 -4 cm). Vor dem Tisch stand die Kamera auf einem Stativ. Neben dem Tisch hatte ich ein weiteres Stativ, welches seitlich mit einem Schwenkarm bis über die Schale verlängert wurde. Daran befestigte ich das Pluto Ventil. Achtung: Abstand Ventilausgang zur Wasseroberfläche ca. 42 cm. Ich habe den internen Blitz der Kamera mit benutzt und weitere Blitze sowohl seitlich gestellt als auch hinter der Schale platziert. 1/64 oder 1/128 Stärke reichten vollends aus. Natürlich kann man sich auch ein Holzgestell bauen und Ventil, Blitz etc. daran befestigen. Für die Flüssigkeit, mit der man arbeiten will, gibt es keine Vorgabe. Wasser hat den Nachteil (mancher sieht es vielleicht als Vorteil), dass sich um den Ring Wassertröpfen bilden. Dieses ergibt sich durch die Oberflächenspannung.
Will man diese vermeiden/verringern, dann kann ich Guarkernmehl empfehlen. Beim ersten Mal wollte ich nicht kleinlich sein und nahm statt der empfohlenen gestrichenen zwei Teelöffel zwei Esslöffel voll für 2 Liter Wasser. Ups, dass sah dann aus wie sehr guter Tapetenkleister. Also lieber etwas zurückhaltend sein und vorsichtig die Menge dosieren. Das Guarkernmehl sorgt für kleine Partikel, die man später auf dem Bild sehen kann. Deshalb habe ich das Wasser zweimal durch einen Kaffeefilter laufen lassen. Um jetzt Farbe ins Spiel zu bringen, habe ich Lebensmittelfarbe genommen. Ist aufwendig, da das Wasser in der Schale wegen der Verfärbung häufig gewechselt werden muss. Natürlich gibt es weitere Flüssigkeiten wie Milch oder Fruchtsäfte, die man gut verwenden kann.
Meine Lösung hieß: Farbfolien in die Schale legen und dazu noch Farbfolien vor die Blitze. So bekam ich Aufnahmen mit diversen Farben/bunte Bilder. Wenn man will, kann man einen oder zwei Tropfen Spülmittel ins Wasser in der Schale geben, damit die Oberflächenspannung des Wassers nicht zu groß ist. Habe ich probiert und bin wieder von abgekommen, weil mich die permanente Bläschenbildung nervte, denn die mussten natürlich immer vor dem nächsten Tropfen weg.

Fotos

Bei einem Foto entstehen Formen und Figuren, die nur für den Bruchteil einer Sekunde existieren. Das menschliche Auge kann die sich bildende Figur gar nicht schnell genug wahrnehmen. Deshalb wird ein Bild erstellt, in dem der entscheidende Moment via Blitzauslösung eingefroren damit sichtbar gemacht.
Was passiert eigentlich, damit so ein Foto entstehen kann? Ein Tropfen fällt in eine Schale mit Wasser. Trifft der Tropfen auf die Wasseroberfläche, spritzt ein Teil der Tropfenflüssigkeit nach oben, sodass eine Krone entsteht. Der Tropfen selbst taucht in die Flüssigkeit der Schale ein und wird von der verdrängten Flüssigkeit im Gefäß wieder nach oben geschleudert. Von der entstandenen Flüssigkeitssäule löst sich dann noch ein Tropfen, der weiter nach oben fliegt. Diesen Vorgang kann man mit beliebigen Mitteln (Loch in mit Wasser gefüllter Plastiktüte, Spritze) auslösen und muss nur den richtigen Zeitpunkt der Kameraauslösung abpassen (Serienaufnahme).
Das ist natürlich umständlich und aufwendig. Ich wollte aber kleine Figuren mit Tropfen und dabei nicht ewig experimentieren. Ich hoffte, mit dem Pluto Ventil schneller ans Ziel zu kommen, was auch gelang. Entsprechend der Einstellungen (Tropfengröße und Zeitverzögerung) in der App steuere ich die Tropfen. Die App übernimmt dann auch das Auslösen von Kamera und Blitz(en). Je genauer die Einstellungen, umso einfacher ist die Reproduktion der Aufnahme mit vielleicht veränderten Farben oder auch Formen.



Dann der erste Versuch

Kameraeinstellungen: Modus „M“, Belichtungszeit wird von vielen mit 2 Sek. empfohlen, mir reichte eine 1/250, Blende f9 oder f11, ISO für die Bildschärfe (ich nahm ISO 100), manuelle Scharfstellung (Tipp: dort wo der Tropfen in die Schale fällt eine Schraube hinstellen und darauf manuell fokussieren, Blitze alle auf 1/128 bzw. 1/64 und alle Blitze auf den gleichen Kanal und gleiche Gruppe.)
Das Einrichten und Verbinden der App mit dem Pluto Trigger geschieht über Bluetooth. Das Zulassen der Bluetooth-Verbindung zur Kamera wird von der App angefordert. Kamera einschalten und wie vorgegeben einstellen inkl. der manuellen Fokussierung. Dann den Pluto Trigger einschalten und mit Kamera sowie Pluto Ventil verbinden (beide mittels Kabel). Flüssigkeit ins Pluto Ventil einfüllen und einschalten. Probetropfen durch Drücken auf den Knopf unten am Board auslösen. Dann Test-Tropfenfall via Pluto-App auslösen.
Wenn alles funktioniert hat, können in der App die Zeitverzögerung (flash delay) und die Größe der Tropfen (drop 1 size) für den 1. Tropfen eingestellt werden. Eine gute Idee der Entwickler war es, automatisch das Zeitintervall der Tropfen zu ermitteln. Durch Drücken des Einstellungszeichens rechts neben der Zahl gelangt man in ein Untermenü. Dort wird die Zeitverzögerung für den 1. Tropfen eingestellt (oberste Zeile). Mittels Step gibt man an, in welchen Schritten der obere Wert beim nächsten Tropfen erhöht werden soll. In der untersten Zeile wird das Zeitintervall der Auslösungen festgelegt. Damit hätten wir den ersten Tropfen eingestellt. Die gleiche Vorgehensweise empfiehlt sich für die Tropen Nr. 2 + 3. Dabei ist jedoch zu beachten, dass der 2. Tropfen auf den hochspringenden 1. Tropfen treffen soll, damit sich z.B. ein Schirm bildet. Aber es ist bei der Tropfenfotografie viel Geduld gefragt. Nicht verzweifeln, es wird. Anfangs war ich die längste Zeit damit beschäftigt, das Timing für den 2. Tropfen zu finden. Wie gesagt ist Geduld gefordert. Eines, was ich im Laufe meines Corona-Projektes festgestellt habe, ist der Einfluss der Höhe der Flüssigkeit in der Ventilröhre. Mein Tipp: Testet immer mit der in etwa gleichen Menge in der Röhre.

Nachbearbeitung

Wie oben geschrieben, sind alle Fotos im RAW-Modus entstanden. Um den Aufwand bei der Nachbearbeitung möglichst gering zu halten, habe ich den Weißabgleich in der Kamera auf fest 5.600 eingestellt. In Luminar habe ich mir einen LOOK erstellt. Über ihn steuerte ich die Standardparameter im Entwicklungsmodul. Selbstverständlich habe ich jedes Foto dann noch einzeln angeschaut und ggf. Veränderungen vorgenommen.
Auf den Bildern waren dann auch Tropfen zu sehen, die entfernt werden mussten. Sie entstanden größtenteils durch "Spritzer", die ich nicht vor jeder Aufnahme "weggeputzt" hatte. Und natürlich ist das Bild zu beschneiden.
Wie bekannt, ist in der Nachbearbeitung jedes Mittel vorstellbar, das das Bild verändert. Entsprechend der eigenen Vorstellungen (subjektive Sichtweise) sollte jeder seine "Werke" bearbeiten.
Um zu verdeutlichen, was ich meine, habe ich das Vorher/Nachher-Bild erstellt.








Welche Fehler können auftreten?


  Manchmal ergeben sich auch ausgefallene Figuren, die an andere erinnern, wie z.B: Lucky Luke, einen Schwan oder oder oder ...